Schauen Sie sich die Eiche an. Sie hat einen ausladenden Wuchs und tief ansetzende dicke Äste. Das wird noch deutlicher auf dem Foto aus dem Jahr. Dort sieht man noch einen dicken, langen und tief ansetzenden Seitenast, der später abgebrochen ist. So wachsen Bäume die relativ frei stehen. Eichen (und andere Bäume) die in einem dichten Bestand aufwachsen, schießen in die Höhe nur dort finden die Blätter Licht. Die unteren Äste sterben frühzeitig ab und die Krone beschränkt sich auf den oberen Teil des Stammes.
Noch deutlicher wird das auf einem Foto aus dem Jahr 2000. Damals hatte die Eiche noch zwei tief ansetzende und sehr dicke Seitenäste, die inzwischen abgebrochen sind.
Wie kommt die Eiche zu ihrem ausladenden Wuchs?
Der Hardtwald wurde in früheren Zeiten ganz anders genutzt als heute.
Um möglichst viele Ackerland zu gewinnen trieb man die Tiere zur Weide in den Wald. Die Schweine mästeten sich an Eicheln und Bucheckern, an Pilzen, Würmer und Insektenlarven.
Rinder , Pferde und Ziegen dagegen fraßen auch Knospen vor allem von jungen Bäumen. Ein hoher Wildbestand der für die Jagd gefördert wurde, trug dazu ebenfalls bei. Als Folge davon verjüngte sich der Wald kaum noch. Alte Bäume starben allmählich ab und der Wald wurde immer lichter. Wodurch wiederum der Grasbewuchs gefördert wurde und Nahrung für noch mehr Weidetiere bot.
In weiten Teilen war der Wald so licht, zum Teil parkartig, dass der Markgraf bequem hindurchreiten konnte. Es heißt nicht ohne Grund Wildpark.
Die Waldweide hieß früher Hute und die daraus entstehenden lichten bis offenen Wälder nennt man Hutewälder. Weil die Wälder schon lange Zeit nicht mehr als Viehweide genutzt werden, gibt es heute in Deutschland nur noch an wenigen Stellen Reste ehemaliger Hutewälder.
Noch heute weisen Gewannnamen im Hardtwald, wie Saulager, Sauplatz, Kühlager, Ochsenbrunnen, auf die Weidewirtschaft hin:
Brunnen im aufgelockeren Wald neben einer Lichtung
Auf der Karte um 1700 sieht man auf den Feldern der Hardt, aber auch im Hardtwald Ziehbrunnen verzeichnet. Der Wald selbst ist unterschiedlich dargestellt: Einige Flächen sind nur mit Baumsignaturen versehen. Andere haben zusätzlich noch kleinere Zeichen unterlegt, wirken so dichter und sind durch Wege und Linien klar abgegrenzt. Die einen Flächen dienten der Waldweide, die anderen der Gewinnung von Bau und Brennholz. Daneben sind im Wald auch einzelne größere Blößen verzeichnet.
Entlang der Linkenheimer Allee, zwischen Adenauerring und Schlosspark stehen zahlreiche alte Eichen mit interessanter Wuchsform. Im Gegensatz zur Huteeiche sind sie ziemlich hoch gewachsen. Die Zweige setzten relativ hoch an und die unteren Zweige sind relativ dünn. Diese Bäume waren wohl nie Teil eines intensiv beweideten Hutewaldes.
An der gleichen Strecke steht eine schöne alte Buche (am Rand der Lichtung). Sie hat tief ansetzende und herunterhängende Äste. Sie hat also schon viele Jahre mit dem relativ freien Lichteinfall und der Lichtung gelebt.
Übrigens: Wenn sie weitere eindrucksvolle alte Eichen sehen wollen, empfehlen wir den Tipp Hardtwald im Mai (die Alteichen sind das ganze Jahr über eindrucksvoll)
Mit mehreren Linien (S1/ 11, S2, ,S5, 1, 2 u.a.) bis Haltestelle Marktplatz. Von dort zum Schloss und durch den Schlosspark. Nehmen Sie den nördlichen Ausgang (er liegt auf dem verlängerten Strahl vom Marktplatz zum Schloss, gegenüber dem Schloss). Nach Verlassen des Schlossparks weiter auf eben diesem Strahl, der Linkenheimer Allee. Nach rund 400 m liegt auf der rechten Seite eine Lichtung mit der beschriebenen Buche. Sie gehen weiter und überqueren den Adenauerring. 500 m weiter führt ein Weg nach rechts in nördöstlicher Richtung ab. Auf diesem erreichen Sie nach gut 200 m die Huteeiche.