Besonders von Mitte/Ende Mai bis in den Juni, lassen sich aus locker stehenden Baumbeständen fiepsende Laute vernehmen. Es sind die Kontaktlaute der noch flugunfähigen Jungtiere, die nach Verlassen des Nestes versteckt in den Bäumen sitzen und darauf warten von den Alttieren versorgt zu werden. Vielleicht sehen Sie auch einen Altvogel als lautlosen Schatten vorbeistreichen. Aber nur wenn Sie sich unauffällig verhalten und sich nicht zu sehr den Fiepslauten nähern.
Zur Balzzeit, schon im Februar und März hört man die typischen Eulenrufe, die wie huh huh klingen, aber auch andere mehr keckernde Laute.
Witterungsabhängig beginnen die Waldohreulen im März/ April mit der Eiablage. Nach knapp einem Monat Brutdauer schlüpfen die Jungen. Sie verlassen etwa im Alter von drei Wochen das Nest. Fliegen können sie dann noch nicht, aber gut klettern und verteilen sich im umliegenden Geäst. Dort machen sie durch Fiepslaute die Eltern auf sich aufmerksam. Zwei Wochen später können sie fliegen, werden aber noch einige Wochen von den Eltern weiter gefüttert.
Wussten Sie schon?
+Die Flügelspannweite der Waldohreule beträgt bis zu einem Meter.
+Der Vogel kann seinen Hals um bis zu 270 Grad drehen, kann somit rundum sehen.
+Eine Waldohreule erbeutet für sich selbst rund 1000 Mäuse pro Jahr.
+Ihr Flug ist lautlos, weil die Federn am hinteren Flügelrand ausgefranst sind.
+Mit ihren großen Augen kann sie auch in der Dämmerung noch ausgezeichnet sehen.
+ mit dem besonderen Gehör kann sie auch in der Dunkelheit die Beute auf viele Meter noch punktgenau orten.
Die Waldohreule benötigt lockere Baumgruppen oder Waldränder als Tagesversteck und als Brutplatz, und freie Flächen wie Äcker, frisch gemähte oder schwachwüchsige Wiesen auf denen sie die Mäuse greifen kann. Diese Bedingungen findet sie auch in Parks und gut durchgrünten Stadteilen, in denen sie sich häufig niederlässt. In ihrem ursprünglichen Lebensraum, der offenen Kulturlandschaft, haben sich die Lebensbedingungen verschlechtert. "Als Hauptursache für den Rückgang ist die Intensivierung der Landwirtschaft zu nennen. Durch das Zurückdrängen naturnaher Landschaftselemente, besonders der Feldgehölze, Hecken und alten Obstbaumbestände, hat die Waldohreule viele Versteck- und Nistplätze verloren. Bedeutender ist aber, dass ihre Beutetiere in der intensiv genutzten Landwirtschaft viel schwieriger zu fangen sind. Die früher häufigen Massenvermehrungen der Feldmaus sind heute nur noch schwach ausgeprägt und vor allem in den Ackerbaugebieten sind die Bestände vielerorts stark zurückgegangen. In den Graslandgebieten ist die Feldmaus noch häufig, doch für die Waldohreule und andere Greifvögel nur schlecht zugänglich: Heute wachsen die Wiesen dank Düngereinsatz und neuen Gras- und Kräutersorten viel schneller und die Vegetation wird dichter. Untersuchungen der Schweizerischen Vogelwarte zeigen, dass die Waldohreule praktisch nur auf frisch geschnittenen Wiesen erfolgreich Beute machen kann."
www.waldwissen.net/wald/tiere/voegel/wsl_waldohreule/index_DE/