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Heldbock - Stubenhocker in alten Eichen

Der Heldbock ist eine wärmeliebende Käferart, die ganz eng an Stiel- oder Traubeneichen gebunden ist. Die Larven leben mehrere Jahre im Holz alter Eichen. An einigen Bäumen im Stadtgebiet kann man ihre charakteristischen Fraßspuren gut erkennen. Die Käfer sind dämmerungs- und nachtaktiv und fliegen in Karlsruhe je nach Witterung zwischen Ende April und Ende Juni. Der Käfer ist mit einer Länge von ca. 30 - 55 mm einer der größten einheimischen Käfer. In Karlsruhe kommt die Art noch relativ häufig vor, in Deutschland gibt es aber nur noch wenige größere Bestände. Deshalb ist die Art vom Aussterben bedroht und streng geschützt.

Den Käfer selbst werden Sie kaum zu Gesicht bekommen. Aber an einigen Eichen sind die eindrucksvollen Fraßspuren der Larve gut zu erkennen.

Der Heldbock (Cerambyx cerdo) legt seine Eier nur an der Rinde alter, gewöhnlich kränkelnder Eichen ab. Die schlüpfenden Larven sind nur rund 3 mm groß. Sie fressen sich durch die Rinde, um darunter zu überwintern. Von Vorteil ist hierbei die Altersschwäche des Baumes, ein junger Baum könnte die noch winzige Larve durch Harzfluss töten. Im 2. Jahr frisst die Larve im Holz unter der Rinde, in dem der Baum Wasser und Nährstoffe transportiert (Splintholz). Am Ende des Jahres ist sie rund 6 cm lang. Im 3. Jahr wächst sie im Splintholz weiter und wird bis zu 10 cm lang und daumendick. Dann frisst sie sich bis zum Kernholz vor, um sich dann dort zu verpuppen (die Entwicklung kann aber auch bis zu fünf Jahre dauern). Der ausgewachsene Käfer kann dann im darauf folgenden Jahr durch einen vorher von der Larve angelegten Schlupfgang nach draußen gelangen. Der Käfer selbst lebt nur sechs bis acht Wochen.

Der Käfer ist flugfaul, wenn er seine Geburtseiche verlässt, dann fliegt er in der Regel nicht weit. Weil er nur in der Dämmerung und im Dunkeln aktiv ist und nur bei Schönwetterlagen, wird man ihn nicht häufig zu Gesicht bekommen.

Ob eine Eiche vom Heldbock besiedelt ist kann man an den ovalen, daumendicken Schlupflöchern in der Rinde erkennen. Wo die Eichenrinde abgeplatzt ist treten die Fraßspuren unter der Rinde auch als eindrucksvolles Muster auf.

 

Hier sind einige Beispiele für alte Eichen, an denen Bohrlöcher und Fraßspuren des Heldbocks gut zu sehen sind.

Eiche in der Glogauer Straße, Waldstadt

Nymphengarten (Ecke Kriegsstraße / Lammstraße)

Eiche an der Moltkerstr, Nähe Kreuzung mit Reinhold-Frank-Str und Adenauerring (vor Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft

Karlsruhe und seine Umgebung haben eine besondere Bedeutung für wärmeliebende Käferarten an alten Eichen, insbesondere für den Heldbock oder auch Großer Eichbock genannt. Wegen der Wärmegunst des Rheingrabens und der großen Zahl alter Eichen in der Stadt und den umliegenden Wäldern hat er um Karlsruhe einen Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland. Er bevorzugt besonnte Stammabschnitte oder dicke Äste alter Eichen wie sie vor allem in Parks, Alleen und lichten Wäldern vorkommen. Aus diesen Gründen hat der Heldbock seine Verbreitungsschwerpunkte im Schlossgarten, in den Hardtwäldern nördlich und südlich von Karlsruhe, entlang der Alb und in den Grünzügen der Wald- und der Nordstadt sowie von Rüppurr.

Der Heldbock ist aber nur eine charakteristische Tierart des Lebensraumes "Alteiche". Es gibt zahlreiche weitere Insektenarten, die eng an die einheimischen Eichenarten gebunden sind.

Während der Heldbock nur lebende Eichen annimmt sind andere, sogenannte Folgearten, auf abgestorbenes Holz angewiesen, so z. B. der Eckschildige Glanzprachtkäfer (Eurythyrea quercus). Es gibt sogar Pilze, die nur an Eichen vorkommen, wie der Eichen-Wirrling, der abgestorbene Eichen zersetzt.

Um Alteichen im Siedlungsgebiet und in Naherholungsgebieten möglichst lange zu erhalten und dabei die Verkehrssicherheit zu wahren, sind aufwändige Maßnahmen erforderlich. Meist handelt es sich um spezielle Schnittmaßnahmen. In einigen ausgewählten Fällen werden Stützen angebracht.

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Alte Eichen mit deutlichen Spuren des Heldbocks können Sie beispielsweise in der Waldstadt (Glogauer Straße), in der Moltkestraße und im Nymphengarten (Rückseite Naturkundemuseum) an der Kriegsstraße finden. 

Anfahrt

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

Glogauer Straße: Straßenbahnlinie 4 in Richtung Waldstadt bis Haltestelle Glogauer Straße. Von dort rund 100 m Richtung Fächerbad. Auf der linken Straßenseite

Moltkestraße: Straßenbahnlinie 1 bis Haltestelle Kunstakademie. Von hier ca. 200 m Richtung Adenauerring (denselben überqueren) auf der linken Seite, direkt am Gehweg.

Nymphengarten: Strabalinien S1, S11, S4, S7, 2, u.a. bis  Haltestelle Ettlinger Tor/ Staatstheater.