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Hohlwege

Vor etwa 2,6 Millionen Jahren begann das Eiszeitalter, in dem sich Kaltzeiten und Warmzeiten abwechselten. In den Kaltzeiten waren die Alpen ein riesiger Gletscher und zeitweise war auch der Schwarzwald von Gletschern überzogen. In dieser Zeit haben sich die mehrere Meter mächtigen Lössschichten des Kraichgau gebildet, die man besonders gut in den Hohlwegen betrachten kann. Sie sind heute als geomor­­pho­lo­­gi­­scher Biotoptyp geschützt, sind aber auch ökologisch ein ganz spezi­el­ler Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.

In Karlsruhe gibt es mehrere Hohlwege, die beeindruckendsten sind die Ringelberg- und die Hattenkellenhohle. Einen Spaziergang dorthin kann man gut mit längeren Wanderungen verbinden. Achten Sie auf gekrümmte Bäume (Erläuterung siehe unten). Wenn Sie an eine Stelle gelangen, wo der gelbe Löss hervortritt, nehmen Sie eine Prise zwischen die Finger und zerreiben Sie. Der Löss ist deutlich feiner als Sand.

Während der Kaltzeiten des Eiszeitalters überfluteten die Schmelzwasserströme der Alpengletscher den Rheingraben. Es füllte ihn auf mit Ablagerungen aus den Alpen und den Randgebirgen. Auf ihrem Weg wurden die Felsbrocken zerkleinert, die Steine rundgeschliffen und zu Sand und noch feinerem Staub, dem sogenannten Schluff, zermahlen. Die Ebene war, ähnlich wie eine Tundra, nur sehr spärlich bewachsen. Die vorherrschenden Westwinde konnten ungehindert an den Kiesbänken und weiten Flächen der Rheinebene angreifen und die feinen Staubanteile bis in den Kraichgau hinein verblasen. Dort lagerte sich der Staub zwischen Gräsern ab, erhöhte und verfestigte sich. Es wuchsen neue Gräser und Zwergsträucher, die wieder zugeweht wurden usw. sodass sich im Laufe der Zeit eine mehrere Meter hohe Schicht bildete, der Löss. Die schweren Sandkörner wurden noch in der Ebene abgelagert und bildeten Dünen (siehe Tipp  Dünen),

Die Mineralien bilden feine Poren die dem Löss eine gute Wasserspeicherfähigkeit geben. Ebenso wie viele Poren die durch den früheren Pflanzenbewuchs entstanden sind. Der Löss ist auch kalkhaltig. Der Kalk löst sich mit der Zeit im Regenwasser und wird mit dem Wasser in tiefere Schichten gespült, wo er auch größere Klumpen bilden kann, die Lösskindl.

Mit der Verwitterung entstehen aus dem Löss fruchtbare Böden. Der Löss ist auch standfest, man kann gut Häuser darauf bauen. Empfindlich ist er allerdings gegen Tritt und andere reibende Bewegungen an seiner Oberfläche. So sind auch die Hohlwege entstanden. Es sind alte Wegverbindungen meist von den Dörfern im Tal hinauf auf die Felder in den Hügeln oder Verbindungswege zwischen den wichtigen Knotenpunkten mittelalterlicher Märkte. Durch den Tritt von Menschen und Vieh, durch die Räder von Fuhrwerken wurde Lössboden aufgerieben und gelockert, sodass der nächste Regen das lose Material auf steileren Wegabschnitten wegschwemmte. Auf diese Weise tieften sich die Wegverbindungen allmählich immer weiter ein. Das hing natürlich davon ab wie häufig der Weg benutzt wurde und wie steil er verlief. Unter Umständen konnte sich ein Weg mehrere cm im Jahr vertiefen. Meist war es aber wohl ein jahrhunderte langer Prozess der die Wege mit ihren heute teilweise mehrere Meter hohen Flanken ausbildete. Heute ist die Sohle asphaltiert, aber die Hänge verändern sich noch immer. Platzregen, Wurzeln und grabende Tiere schrägen die Böschung langsam ab, manchmal rutschen kleine Hangpartien herunter.

Hohlwege sind meist feuchter und haben ein etwas anderes Klima als ihre Umgebung, vor allem wenn sie tief und am Rand von Gehölzen bewachsen sind. Im Sommer ist es in der Hohle kühler, im Winter dagegen milder als in der Umgebung. In den Hohlwegen findet man die unterschiedlichsten Kleinklima- und Vegetationszonen. Die oberen Randbereiche sind trocken und gehen auf der sonnenexponierten Seite in die oft senkrechten, vegetationsfreien Lössaufschlüsse über. Dort hinein bauen Grabwespen und Wildbienen ihre Brutröhren. Sind Hohlwege als offene Lössböschungen ausgeprägt, können sie unter Einfluss der Sonne aber auch großflächiger Trockenrasen- Gesellschaften als ein geeignetes Ökosystem dienen. In beiden Fällen bieten sie damit auch Lebensraum für seltenere Arten. Weiter unten, wo sich Humus bilden und halten kann, entwickelt sich waldartige Vegetation. Diese vielfäl­ti­gen Ausprä­gun­gen bieten dann auch unter­­schie­d­­lichs­ten tierischen Ansprü­chen Lebensraum: Zahlreiche Insekten, wie Käfer und Schmet­ter­­linge sowie deren Jäger, z.B. Mäuse oder Fleder­mäuse, Eidechsen und Spinnen aber auch eine hohe Anzahl an Vögeln finden sich hier ein. An den Flanken im oberen Abschnitt der Hattenkellenhohle ist der Löss stellenweise so weit abgetragen, dass das Kalkgestein zum Vorschein kommt.

Wenn Sie durch die Hohlwege gehen wird ihnen manchmal ein gekrümmter Baum auffallen. Woher kommt das? Durch die Erosion kommt es manchmal zu kleineren Rutschungen an den Hohlwegwänden, die sich dadurch immer mehr abschrägen. An den schrägen Flanken können sich Bäume ansiedeln. Sie wachsen senkrecht nach oben, entgegengesetzt der Erdanziehungskraft. Wenn ein kleiner Schössling, der noch nicht tief verwurzelt ist, mit einer Lössscholle abgerutscht ist, ragt seine Achse in Richtung Hohlweg. Wenn es ihm gelingt festzuwurzeln, wird sich sein Stämmchen krümmen und wieder entgegen der Erdanziehungskraft nach oben wachsen.

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So gelangen Sie zu den Hohlwegen

Ringelberghohle

Mit den Straßenbahnlinien S4 und S5 bis zur Haltestelle KA-Grötzingen Oberausstraße. Auf dem Fußweg überqueren sie die Gleise nach Süden (Richtung Turmberg). Über eine kurze Stichstraße erreichen Sie die Augustenburgstraße. Nach circa 200 m nach links in die Staigstraße abbiegen, die im spitzen Winkel zur Augustenburgstraße verläuft. Dann gleich wieder links ab in die Straße Ringelberghohle, die nach 400 m in die gleichnamige Hohle führt.

Oder mit der Buslinie 22A von der Endhaltestelle Turmberg bis zur Haltestelle Paul-Rein-Straße (vor dort ist es am Kürzesten zur Hohle (die Haltestellen Ringelberghohle und Im Sonnental liegen weiter unten am Hang). Von dort geht es ein paar Meter zurück und nach links in den Hohlweg.

Hattenkellenhohle

Mit den Straßenbahnlinien S4 und S5 bis zur Haltestelle Grötzingen Bahnhof. Umsteigen in die Buslinie 21 bis zur Haltestelle Grötzingen Nord. Dort direkt in die Werrabronner Straße, am Ende nach ca. 400 Metern rechts hoch in die Straße Im Jäger. Wo diese endet nach links in die Straße Am Liepoldsacker, die gleich darauf in einen Feldweg übergeht. Der führt zur Hattenkellenhohle Oder mit der Buslinie 21 von der Endhaltestelle Turmberg bis zur Haltestelle Haltestelle Grötzingen Nord.

Da die Hohlwege teilweise ziemlich steil aufwärts führen, sind sie mit Rollstühlen und Kinderwagen kaum zu bewältigen. Mit dem Fahrrad ist es möglich, aber auch das Schieben ist anstrengend, weil die Hohlwege recht lang sind.