Von April bis Mai blühen die Obstbäume. Je nach Obstart und -sorte blühen sie aber zu unterschiedlichen Zeiten. Wenn sie Muße haben, gehen Sie den gleichen Weg zwei- oder dreimal. Wir beschreiben, wie man die Obstbaumarten mit Hilfe der Blüten und der Blätter erkennen kann. Auch an der Borke lassen sich die häufigsten Obstbaumarten mit etwas Übung unterscheiden (siehe Tipp Streuobst im Winter). Im Frühjahr singen und rufen zahlreiche Vogelarten in den Streuobstwiesen. Mehr dazu im Tipp Vögel der Streuobstwiesen
Einige Informationen vorab:
Die meisten Obstbäume im Gebiet sind Apfel, Birne, Kirsche und Walnuss. Die drei ersten haben weiße Blüten (beim Apfel auch rosarot), die nicht ganz einfach zu unterscheiden sind. Sie haben jeweils fünf weiße Kelchblätter. Beim Apfel sind die geschlossenen Blüten rötlich gefärbt. Apfel und Kirsche haben gelbliche Staubbeutel, die Blüte der Birne hat dunkelrote Staubbeutel. Aber nur wenn sie sich frisch öffnet. Ältere Blüten haben bräunliche Staubbeutel.
Ganz aus dem Rahmen fällt der Walnussbaum und ist daher leicht zu erkennen.
Männliche und weibliche Blüten stehen getrennt. Die auffälligen 10-15 cm langen Kätzchen, die im April am Baum erscheinen, sind die männlichen Blüten. Später treiben die Blätter aus und mit ihnen die weiblichen Blüten. Sie sind klein und grün gefärbt und stehen am Zweigende, meist zu zweien oder zu dreien. Der Nussbaum wird vom Wind bestäubt, deshalb hat er auch keine auffälligen Blüten, die Insekten anlocken und bietet keinen Nektar.
Hinter der Bushaltestelle führt ein Feldweg in die Streuobstwiesen. Es geht gleich an ein paar älteren Obstbäumen vorbei, die wir uns anschauen wollen
In der Böschung rechts steht ein alter Walnussbaum. Die Walnussblätter sind recht groß, circa 20-30 cm lang, und bestehen aus mehreren Teilblättern (sog. Fiederblättern) von denen jedes wie ein eigenes Blatt wirkt. Diese Fiederblätter sitzen paarig seitlich am Blattstiel und eines an der Spitze. Ein Blatt hat in der Regel 5 – 11 Fiederblätter. Die Fiederblätter sind länglich eiförmig, mit glattem Rand. Wenn man sie zerreibt, riechen sie aromatisch. Alte Walnussbäume haben eine dicke, längsrissige Borke. Die Borke junger Walnussbäume ist hell graubraun und glatt.
Knapp 100 m weiter steht rechts ein alter Birnbaum, der zahlreiche abgestorbene Äste trägt. Hier können wir uns schon einmal den Stamm anschauen. Bei der Birne, vor allem bei älteren Bäumen, ist die Borke nicht nur längsrissig sondern auch vielfach quer gebrochen. Bei älteren dickborkigen Birnenbäumen wirkt die Borke daher wie gefeldert oder gewürfelt. Die Blätter von Birne und Apfel sind nicht leicht voneinander zu unterscheiden. Die Ihre Form ist jeweils elliptisch bis eiförmig, der Rand ist glatt oder fein gezähnt. Die Oberfläche der Birnenblätter wirkt aber meist fester und lederartig. Das zu erkennen, bedarf wohl einiger Übung.
100 m weiter stehen rechts zwei Kirschbäume, einer davon schon älter. An den Blättern lässt sich die Kirsche recht gut von den anderen Obstbaumarten unterscheiden. Das Blatt ist schmal, lanzettlich geformt und der Blattrand fein gezähnt. Auch an ihrer Borke ist die Kirsche leicht zu erkennen. Sie ist grauschwärzlich und hat waagerechte "Risse". Diese Querstreifen sind sogenannte Lentizellen, die dem Gasaustausch dienen. Die Borke der Kirsche wird auch "Ringelborke" genannt, denn sie ringelt sich bei älteren Bäumen waagerecht ein und löst sich vom Stamm ab. Bei alten Kirschbäumen wirkt die Borke deshalb sehr krustig und die Ringelborke ist im unteren Stammabschnitt nur noch stellenweise vorhanden. An diesem Baum ist sie gar nicht mehr zu erkennen. Aber an dickeren Ästen ist die Streifung zu sehen.
Der Weg biegt nach links ab und führt über einen Graben.
Linker Hand, in rund 50 m Entfernung, steht ein alter Kirschbaum. An seinem Stamm ist die Ringelborke gut ausgeprägt.
Der Weg gabelt sich, Sie gehen nach rechts. Nach rund 300 m kommt ein Weg von rechts. Hier beginnt eine Obstbaumreihe, es sind hauptsächlich Apfel- und Kirschbäume.
Neben dem ersten teilweise abgestorbenen Baum (Birne) steht ein älterer Apfelbaum. Beim Apfelbaum ist die Borke unregelmäßiger eingerissen und nicht so dick wie bei Birnbäumen. Bei jüngeren Apfelbäumen blättert sie auffällig ab. Die Blätter ähneln denen des Birnbaumes, sind aber nicht so derb. Dieser Apfelbaum blüht ziemlich spät. Auf dem Foto vom 08.05.2016 sind seine Blüten noch nicht geöffnet, während die Apfelbäume im Hintergrund schon voll in Blüte stehen.
Gehen Sie den asphaltierten Weg geradeaus weiter. Links und rechts stehen Obstbäume, vielleicht können Sie die Baumarten bestimmen. Nach rund 500 m endet der Asphaltweg und es geht halblinks über einen Bohlensteg weiter, dann aufwärts. Nach 200 m treffen Sie auf einen befestigten Weg und gehen nach rechts, am Ende des Weges (400 m) wieder nach rechts. Sie befinden sich nun auf dem Weg zurück nach Wettersbach. Der Weg führt den Hang hinauf und Sie blicken über die Streuobstwiesenlandschaft.
Oben stehen am rechten Wegrand ein jüngerer Nussbaum, Ein Apfel-, ein Kirschbaum und zwei alte Birnbäume. Kurz vor dem Ortsrand ein Birnbaum und ein Walnussbaum
Auch wenn die Streuobstwiesen artenreich und ökologisch besonders bedeutsam sind, gibt es sie noch gar nicht so lange. Wiesen und Weiden gibt es schon viele Jahrhunderte. Auch veredeltes Obst ist seit der Römerzeit in Mitteleuropa zu Hause, aber nicht großflächig und in der Landschaft. Über Jahrhunderte beschränkte sich seine Verbreitung auf kirchliche und herrschaftliche Gärten und Güter. In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts wurde die Bedeutung des Obstbaus als Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung erkannt und ausgebaut. Es gab Pflanzgebote, etwa für zuziehende Bürger und bei Eheschließungen. Die Bäume wurden an Wege und auf Allmendflächen gepflanzt, es wurden Baumschulen gegründet und Baumwarte ausgebildet, geforscht und Bücher verfasst.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden die Streuobstwiesen weitere Verbreitung. Durch die erhöhte Nachfrage aus den Städten und die verbesserten Transportmöglichkeiten gewann das Obst an Bedeutung über die Selbstversorgung hinaus. Es wurde immer mehr zu Handelsgut. Ende des Jahrhunderts waren Streuobstwiesen ein selbstverständlicher Teil der Landwirtschaft. Großflächige Streuobstwiesen gibt es also erst seit rund 150 Jahren.
Der Abschwung kam in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Industrialisierung der Landwirtschaft machte auch vor dem Obstbau nicht halt. Niedrige Stämme und Obstplantagen waren angesagt, Hochstämme wurden mit staatlicher Förderung in großer Zahl gerodet, um anderen landwirtschaftlichen Formen Platz zu machen, Streuobstflächen um Dörfer und Städte wurden großflächig überbaut, Obst wurde zunehmend importiert.
Die Fläche der Streuobstbestände ging um rund 70% zurück. Da das wirtschaftliche Interesse seit Jahrzehnten fehlt ist der Restbestand oft überaltert oder ungepflegt.
Heute gibt es Projekte und Maßnahmen, die dem Erhalt der verbliebenen Streuobstbestände dienen:
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit der Buslinie 47 nach Wettersbach bis zur Haltestelle "Seniorenresidenz". Zwischen der Tankstelle und dem Bushäuschen führt ein asphaltierter Feldweg in Richtung Palmbach. Nach 400 m überqueren Sie einen Graben und halten sich rechts. Der Weg führt nun etwa 1 km geradeaus, rechts liegt ein großes Streuobstgebiet. Wo der Asphaltbelag endet wird es schwierig, wenn man mit dem Rollstuhl oder Kinderwagen unterwegs ist. Nach wenigen Metern Erdweg beginnt ein Brettersteg (1 m breit, ca. 40 m lang), der über einen feuchten Quellbereich führt. Danach geht es rund 150 m lang stark bergauf, bevor Sie einen asphaltierten Weg erreichen und sich nach rechts wenden. Nach gut 500 m mündet er in den Busenbacher Weg und Sie wenden sich nach rechts. Nach 400 m erreichen Sie den Punkt an dem die kürzere Wegführung den Busenbacher Weg erreicht. Bis zur Bushaltestelle sind es nun noch rund 1800 m immer auf Asphalt. Zunächst nur sanft bergab, vor und in Wettersbach aber steiler.
Ein weiterer Weg in die Wettersbacher Streuobstlandschaft:
Mit der Buslinie 47 nach Wettersbach bis zur Haltestelle "Seniorenresidenz". Gleich nach der Tankstelle links in den Herrenweg gehen. Die Straße führt steil aufwärts (und ändert ihren Namen). Deshalb ist der Weg auch nicht für Rollstühle geeignet, selbst das Fahrrad zu schieben ist sehr anstrtengend. Nach etwa 600 m führt der Weg geradeaus in die Feldflur und wird eben. Bis zum Waldrand (etwa 1200 m) lässt es sich nun bequem auf asphaltiertem Weg gehen oder rollen. Zurück geht es auf demselben Weg. Alternativ dazu können Sie am Waldrand rechts abbiegen und in weitem Bogen nach Wettersbach zurückkehren (zusätzlich ca. 2,5 km bis Haltestelle Grünwettersbach Rathaus)