Biodiversität in Karlsruhe

Erhalten und Fördern

Das Biodiversitätskonzept der Stadt Karlsruhe ist fertiggestellt (Institut für Botanik und Landschaftskunde, Breunig 2021). Beteiligt waren neben ­städ­ti­schen Ämtern, Landes­dienst­stel­len und Mitglie­dern der Naturschutz­ver­bände auch das Natur­kun­de­mu­seum Karlsruhe sowie ­Ver­tre­ter aus Wissen­schaft und Lehre. Nun machen sich die Projektbeteiligten an den nächsten Schritt, die konkrete Planung der Umsetzung der Maßnahmen.  

Karlsruhe ist ein Hotspot der Artenvielfalt, denn hier treffen mehrere Naturräume aufeinander. Die dadurch entste­hende Vielfalt an unter­schied­li­chen Le­bens­räu­men macht Karlsruhe zu etwas ganz Besonderem. Die trockene, sandige Hardtebene liegt zwischen der feuchten Rheinaue und der Kinzig-Murg-Rinne, welche im Osten auf die Hügellandschaft des Kraichgaus sowie auf die Schwarzwald-Randplatten trifft. Mit dieser Lebens­raum­viel­falt geht einher, dass in unserer Stadt­ ­nicht nur viele Menschen, sondern auch zahlreiche seltene Tier- und Pflan­zen­ar­ten leben. Die Stadt Karlsruhe hat sich zum Ziel gemacht, die für die Region typischen Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume zu erhalten und zu fördern. Grundlage dafür ist das Biodiversitätskonzept 2021.

 

 

Das Biodiversitätskonzept zeigt drei Arten von Maßnahmen auf, wie heimische Arten und Lebensräume auf lokaler Ebene erhalten und gefördert werden können.

Dabei wurde im ersten Schritt analysiert, welche Bereiche des Stadtkreises von besonderer Bedeutung für die Biodiversität sind und durch welche Faktoren biologische Vielfalt im Stadtkreis Karlsruhe im Wesentlichen gefährdet ist.

Darauf aufbauend wurden Maßnahmen entwickelt, welche diesen Gefährdungen entgegenwirken und zur Förderung der biologischen Vielfalt beitragen. Bei den Maßnahmen geht es weniger um den Schutz einzelner Arten als um die Förderung und den Schutz ganzer regionalspezifischer Lebensgemeinschaften. Die Maßnahmen richten sich an ganz unterschiedliche Verantwortliche, vor allem aber an die städtischen Ämter.

Aber auch die Bürger und Bürgerinnen der Stadt Karlsruhe können zukünftig von den Maßnahmen des Biodiversitätskonzeptes nicht nur profitieren, sondern sind auch gefragt und sollen eingebunden werden.  Auch Bürgerschaftliches Engagement zum Erhalt und Förderung der Biodiversität soll zukünftig stark gefördert werden.

 

Strukturelle Maßnahmen sollen den Blickwinkel auf den Schutz der Biodiversität in allen relevanten Prozessen und Abläufen des städtischen Handelns und im Handeln der Bürgerschaft verankern. Konkret muss dabei zunächst die Kenntnis der Arten und Lebensräumen, die Karlsruhe so besonders machen, gefördert und die Öffentlichkeit deutlich sensibilisiert werden. Ein wichtiger Teil ist auch die Aufklärung zu biodiversitätsschädigenden Handlungen. Hier spielen Arten, die sich mit ihrer Ausbreitung negativ auf die Biodiversität auswirken eine besondere Rolle (z.B. nichtheimische und invasive Arten wie Waschbär oder Nutria oder der Götterbaum). Desweiteres sieht das Biodiversitätskonzept vor, einzelne für die Biodiversität und Eigenart der Landschaft bedeutsame Bereiche in der Stadt der Bevölkerung zugänglich und erlebbar zu machen. Themenbezogene Flurschauen und Runde Tische sollen von den Stadtämtern organisiert werden um über den Zustand von Natur und Landschaft zu informieren. Dabei sollen auch die Anliegen und Wünsche der Bürger und Bürgerinnen gehört werden und konkrete Maßnahme der Biodiversitätsförderung vermittelt werden.  Denn in der Karlsruhe Bevölkerung ist bereits an vielen Stellen der Wille spürbar, etwas für die Biodiversität in der Stadt und auch auf Freizeitgrundstücken im Außenbereich beizutragen.

 

Auf die Wissensvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit folgen allgemeingültige Handlungsempfehlungen und Maßnahmen. Dabei geht es einerseits um die Sicherung und Wiederherstellung von, für Karlsruhe besonderen und historischen Lebensräumen wie beispielsweise die Rheinniederung, die Kinzig-Murg-Rinne oder die Sandflächen der Niederterrasse.  Andererseits ist ein wesentlicher Faktor, der in viele Bereiche des Umgangs mit Natur und Landschaft hineinreicht, der Wunsch des Menschen die Entwicklungen in der Natur zu kontrollieren und diese so zu gestalten, dass sie für ihn „ordentlich“ aussieht. Übersehen wird dabei, dass genau solche Sonderstandorte eine große Bedeutung für die Biodiversität besitzen. Daher ist auch der Raum für Spontanentwicklung und die Rücknahme des Gestaltungswillens ein Beitrag zur Biodiversität, den es umzusetzen gilt.  Darüber hinaus sind gezielte Artenschutzmaßnahmen angedacht, für Arten, für die Karlsruhe eine besondere und regionale Bedeutung hat wie beispielsweise der vorm Aussterben bedrohte Moorfrosch und der in Karlsruhe weit bekannte und nicht mehr wegzudenken Mauersegler. Auch die Ausbreitung sogenannter „Problempflanzen“, deren Anpflanzungen oder Ansaat sich in der Regel negativ auf die Biodiversität auswirken, sind Bestandteil dieser Maßnahmengruppe des Biodiversitätskonzeptes.

 

 

Abschließend folgen lebensraumspezifische flächenbezogene Maßnahmen für Gewässer, Feldflur, Wald und Siedlungsbereiche sowie für die Karlsruher Schutzgebiete.

Die Bedeutung des Siedlungsbereichs für die Biodiversität wird oftmals unterschätzt. Hervorzuheben sind hier Nistmöglichkeiten für Gebäudebrüter (z.B. Mauersegler, Schwalben und einzelne Fledermausarten) oder für Arten die typischerweise an trockenen Felsen vorkommen, wie die Mauereidechse. Maßnahmen im Siedlungsbereich sind außerdem darauf ausgelegt Spontanvegetation zuzulassen, Brachflächen zu dulden, auf nicht standorttypische Aussaat zu verzichten, und wertgebende Gehölzbestände zu schützen und entwickeln.

In der Feldflur führt eine gleichbleibende und extensive Nutzung der Kulturlandschaft über einen langen Zeitraum hinweg zur Entstehung hochwertiger und für die Biodiversität bedeutsamer Biotopflächen wie Magerrasen und Magerwiesen, Ackerrand- und Saumstreifen, Feldgehölze, artenreichen Nasswiesen oder Streuobstbeständen mit alten Obstbäumen und Hohlwegen. Maßnahmen der Feldflur zielen auf den Erhalt, die Pflege und Entwicklung dieser Lebensräume ab.

Die für den Wald vorgeschlagenen Maßnahmen zielen darauf ab, seine Naturnähe zu sicheren bzw. zu erhöhen sowie gefährdete oder regional bedeutsamer Arten zu erhalten oder zu entwickeln. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind eingebunden in die gesellschaftlichen und waldbaulichen Anforderungen, die an stadtnahe Wälder gestellt werden. Die Gewässer im Stadtkreis sind bedeutsam in ihre Funktion als

Lebensraum für Amphibien, aquatische Lebewesen und an Wasser gebundene Insekten sowie als Wuchsorte für seltene Pflanzenarten. Hier zielen die Maßnahmen insbesondere auf die Qualität und Naturnähe der Gewässer im Stadtkreis ab.

In Karlsruhe wurde bereits in der Vergangenheit einiges für den Schutz der Biodiversität unternommen. Nun gilt es die Maßnahmen des Biodiversitätskonzepts in unser Alltagshandeln einzubringen.

Weitere Informationen zum Konzept

 

Biodiversitätskonzept ist Teil von "Meine Grüne Stadt Karlsruhe" 

Das Biodiversitätskonzept ist Kernelement des Leitprojektes "Stadt der Biologischen Vielfalt" im städtischen IQ-Korridorthema "Meine Grüne Stadt Karlsruhe". Ziel des Leitprojektes ist es, eine breite Öffentlichkeit über die schützenswerten Naturräume in Karlsruhe zu informieren und zu sinnvollen Maßnahmen und Verhaltensweisen anzuregen. In dieser Absicht entstand im Rahmen der Kunstausstellung "Critical Zones" (ZKM) beispielsweise die YouTube-Serie "Die Pflanzen in der Stadt". Thomas Breuning (Institut für Botanik und Landschaftskunde) lässt hier die Biodiversität anhand der Pflanzen in der Stadt sichtbar werden und zeigt, dass eine Stadt mehr Artenvielfalt zu bieten hat, als man zuweilen denkt.  

Mehr Informationen zu den Aktivitäten der Grünen Stadt und die Serie "Die Pflanzen in der Stadt" finden Sie  hier.