Neomyceten in Karlsruhe

Echter Mehltau (Erysiphe necator)

Echter Mehltau wächst auf der Oberfläche seines Wirts, der Weinrebe, als weißer Belag. Der Pilz wuchs zunächst nur auf wildwachsenden amerikanischen Rebarten, welche überwiegend resistent gegen das Pathogen sind. 1845 wurde der Pilz in Europa entdeckt und hat sich seitdem weltweit ausgebreitet.

Mehltaupilze bilden Saugorgane (sogenannte Haustorien) aus, welche sich in den Zellen der Blatt- und Fruchtepidermis verankern und Nährstoffe entziehen. Dadurch sterben die Blätter und Früchte der Wirtspflanze ab. Werden die Weinreben unzureichend vor dem Pilz geschützt, drohen hohe wirtschaftliche Schäden, Ernteverlust und schlechte Weinqualität.

Weitere Arten aus der Ordnung der Echten Mehltaupilze (Erysiphales) befallen andere Nutz- und Zierpflanzenarten, wie beispielsweise Möhre, Gurke, Salat, Rosenkohl, Rhododendron und Azaleen. Zudem sind Echte Mehltaupilze für einige Marienkäferarten lebensnotwendig. Der Sechzehnfleckige Marienkäfer und der Zweiundzwanzigpunkt-Marienkäfer ernähren sich zum Beispiel ausschließlich von Mehltau.

 

Kartoffelmehltau (Phytophthora infestans)

Kartoffelmehltau ist ein Pathogen (Krankheitserreger), welcher vor allem Nachtschattengewächse wie zum Beispiel Kartoffeln und Tomaten befällt. Ursprünglich kommt dieser Pilz aus Amerika und gelang im Winter 1843/44 durch infizierte Kartoffeln von nach Belgien, wodurch er sich in Europa weiter verbreiten konnte. 1845 bis 1849 wurden durch den Kartoffelmehltau schwere Ernteausfälle und Hungersnöte in Irland und Teilen Europas ausgelöst. Das damalige Hauptnahrungsmittel in Irland waren Kartoffeln. Durch Infektionen mit dem Kartoffelmehltau verfaulten jedoch die Kartoffelknollen und die Menschen in Irland verloren große Teile ihres Hauptnahrungsmittels. Die Große Hungersnot in Irland ist auch unter dem Begriff „Irish potato famine“ bekannt und führte zum Tod von 12 % der irischen Bevölkerung und zur Auswanderung von zwei Millionen weiteren Iren. Bis heute hat sich die irische Bevölkerung noch nicht von dem massiven Verlust damals erholt.

 

Chytridpilz (Batrachochytrium dendrobatidis)

Der Chytridpilz stammt vermutlich aus Afrika und führt zu einer Pilzerkrankung (Chytridiomykose) bei Amphibien, welche unter anderem im Zusammenhang mit dem weltweiten Amphibiensterben diskutiert wird. Der erste Nachweis der Mykose gelang in den 1920er Jahren bei einem Exemplar des Afrikanischen Krallenfroschs. Durch den weltweiten Handel mit Krallenfröschen hat sich die Krankheit auf der ganzen Welt verbreitet.

Die Chytridiomykose wird bei Feuersalamandern durch den nahe verwandten Pilz Batrachochytrium salamandrivorans ausgelöst. In den Niederlanden führte die Krankheit zu einem Rückgang der dortigen Feuersalamanderpopulation von ganzen 96%!

 

Tintenfischpilz (Clathrus archeri)

Der Tintenfischpilz kam ursprünglich nur auf Australien, Neuseeland und Malaysia vor und wurde 1900 in Mitteleuropa eingeschleppt. Er gehört zur Familie der Stinkmorchelverwandten (Phallaceae) und ist damit auch ein enger Verwandter des Roten Gitterlings (Clathrus ruber) und des Gemeinen Stinkmorchels (Phallus impudicus).

Der Fruchtkörper der Stinkmorchelartigen wächst zunächst als sogenanntes Hexenei heran, welches wie ein großes Ei aussieht. Darin liegt das sogenannte Receptaculum, welches sich bei der Reifung aus dem Hexenei emporstreckt und die Sporen hervorhebt. Der starke Geruch des Tintenfischpilzes nach Aas und die Kadaver imitierende Farbe locken Mistkäfer, Schmeiß- und Fleischfliegen an, welche die Sporen des Pilzes verbreiten.

 

Falsches Weißes Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus)

Das Falsche Weiße Stängelbecherchen wurde 2010 erstmals beschrieben und hat seinen Verbreitungsursprung wahrscheinlich im Baltikum. Die Nebenfruchtform Chalara fraxinea lös an der Gemeinen Esche und der Schmalblättrigen Esche das Eschentriebsterben aus. Eine Nebenfruchtform bezeichnet in der Mykologie ein asexuelles Entwicklungsstadium von Pilzen.

Chalara fraxinea lebt als Parasit in Blätter, Trieben und verholzten Teilen von Eschen. Symptome des Befalls sind eine schüttere Krone, vertrocknete Zweige und Blätter sowie gelblich- und rotbräunliche Nekrosen an der Rinde. Die Bäume sterben von oben nach unten ab, da der Pilz die Leitungsbahnen für den Wasser- und Nährstofftransport von Pflanzen befällt.  

 

Parfümierter Trichterling (Paralepistopsis amoenolens)

Der Parfümierte Trichterling ist in Marokko, Spanien, Frankreich, Italien und der Schweiz beheimatet, wobei Bestände in Deutschland nicht ausgeschlossen werden können.

Verwechslungen mit dem essbaren Fuchsigen Röteltrichterling (Paralepista flaccida) und mit andere weißen und braunen Trichterlingsarten sind möglich. Der Parfümierte Trichterling unterscheidet sich von diesen Arten durch seinen parfümartigen Duft nach Jasmin.

Zudem enthält er giftige Acromelsäure. Bei Vergiftungen werden Symptome wie Brennen, Schmerzen, Schwellungen und Hautrötungen ausgelöst.

 

Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica)

Der Kastanienrindenkrebs kommt ursprünglich aus Ostasien und richtet an den dortigen Kastanien nur geringe Schäden an. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er in Amerika entdeckt, wo er die dominanten Bestände der Amerikanischen Kastanie fast vollständig vernichtet hat. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts breitet sich der Pilz in Europa aus.

Die Sporen gelangen durch kleine Wunden, zum Beispiel Rindenrisse, Astabbrüche oder Veredelungsstellen, in den Baum hinein. Dort zerstört der Kastanienrindenkrebs durch seinen Befall das Wachstums- und Transportgewebe des Baums. Er befällt überwiegend Kastanien und manchmal auch Eichen, welche aber fast keine Symptome aufweisen.