Neobiota

Als Neobiota werden Pflanzen-, Tier- und Pilzarten bezeichnet, die in einem Gebiet ursprünglich nicht heimisch waren, sondern erst nach der Entdeckung Amerikas (1492) in dieses Gebiet eingewandert beziehungsweise eingeschleppt wurden. Neu eigewanderte Pflanzen bezeichnet man als „Neophyten“, neu eingewanderte Tiere als „Neozoen“ und neu eingewanderte Pilzarten als „Neomyceten“.

Die Entdeckung Amerikas wird hierbei als maßgeblicher Zeitraum verwendet, da damit eine starke Zunahme des weltweiten Waren- und Personenverkehrs einhergeht. Vor 1492 eingeschleppte beziehungsweise eingewanderte Arten werden als „Archäobiota“ bezeichnet. Arten, welche seit dem Ende der letzten Eiszeit in einem bestimmten Gebiet leben, werden als dort einheimisch betrachtet. Etabliert hat sich eine Art in einem Gebiet, sobald sie dort seit mindestens 25 Jahren oder drei Generationen lebt.

1 von 1000 Neobiota ist eine invasive Art

Neobiota, welche Auswirkungen auf andere Arten, Biotope und Lebensgemeinschaften haben, werden als invasiv bezeichnet. Dies führt zu starken Veränderungen und Beeinträchtigungen heimischer Tier- und Pflanzenarten, Lebensräume, Ökosystemen und der biologischen Vielfalt. Invasive Arten kennzeichnen sich beispielsweise durch eine massive Ausbreitung, die Verdrängung heimischer Arten in Bezug auf Nahrung und Lebensraum oder können gesundheitliche Probleme beim Mensch auslösen (Bsp. Ambrosie).

Die Verdrängung heimscher Pflanzen durch Neophyten hat auch oft sekundäre Auswirkungen auf die heimische Fauna: viele Neophyten-Arten werden von der in einem bestimmten Gebiet lebenden Fauna nicht angenommen. Heimische Vogelarten verlieren dadurch z.B. ihre Brutstätten auf heimischen Bäumen.

Unser Flyer verrät ihnen mehr

 

Invasive Neozoen, die in Karlsruhe problematisch sind:

  • Nutria (Myocastor coypus)
  • Waschbär (Procyon lotor)
  • Bisamratte (Ondatra zibethicus)
  • Nilgans (Alopochen aegyptiaca)
  • Nordamerikanischer Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus)
  • Kamberkrebs (Orconectes limosus)
  • Asiatische Hornisse (Vespa velutina)
  • Kalikokrebs (Orconectes immunis)
  • Asiatischer Marienkäfer (Harmonia axyridis)
  • Großer Höckerflohkrebs (Dikerogammarus villosus)

Weitere Informationen zu Neozoen finden Sie hier

 

EU-Unionsliste der invasiven Arten

Arten auf der EU-Unionsliste stellen eine Bedrohung für den Erhalt der europäischen Ökosysteme und deren Artenvielfalt dar. Ziel der Unionsliste ist es, invasive Arten zu identifizieren und geeignete Maßnahmen und Managementpläne für jede einzelne Art zu entwickeln, um deren weitere Verbreitung zu unterbinden. Diese Maßnahmen sind einheitlich in der gesamten Europäischen Union und stellen eine rechtsverbindliche Handlungsgrundlage für alle EU-Mitgliedsstaaten dar. Ebenso beinhaltet die Unionsliste ein Besitz- und Vermarktungsverbot für die in ihr genannten invasiven Arten. Erstmals wurde die Unionsliste 2016 mit damals 37 Arten veröffentlicht. Mittlerweile beinhaltet diese Liste 88 Arten, von denen 46 in Deutschland wildlebend vorkommen. Arten der EU-Unionsliste sind zum Beispiel Nutria, Waschbär, Nilgans, Drüsiges Springkraut und Götterbaum.

Invasive Neophyten, die in Karlsruhe problematisch sind:

  • Drüsiges (Indisches) Springkraut (Impatiens glandulifera)
  • Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)
  • Schmalblättrige Wasserpest (Elodea nuttallii)
  • Brasilianisches Tausendblatt (Myriophyllum aquaticum)
  • Götterbaum (Ailanthus altissima)
  • Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)
  • Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina)
  • Amerikanische Kermesbeere (Phytolacca americana)
  • Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia  artemisiifolia)
  • Gewöhnliche Robinie (Robinia  pseudoacacia)

Weitere Informationen zu Neophyten finden Sie hier:

 

Problempflanzen

Das Biodiversitätskonzept der Stadt Karlsruhe definiert Problempflanzen als diejenigen Pflanzen, deren Anpflanzung oder Ansaat sich in der Regel negativ auf die Biodiversität auswirken. Für die Arten der Problempflanzen gibt es im Gegensatz zu den Arten der EU-Unionsliste keine konkreten Maßnahmen und Managementpläne. Folgende Taxa werden aktuell verwendet oder unabsichtlich verbreitet:

  • Verlot-Beifuß (Artemisia verlotiorum)
  • Pfahlrohr (Arundo donax)
  • Bambus-Gewächse (Bambusoideae)
  • Luzerne (Madicago sativa agg.)
  • Mexikanisches Federgras (Nassella tenuissima)
  • Lorbeer-Kirsche (Prunus laurocerasus)
  • Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina)
  • Gewöhnliche Schneebeere (Symphoricarpos albus)

 

Zu den Neomyceten gehören beispielsweise der Tintenfischpilz, Echter Mehltau und der Pilz Phytophthora infestans, welcher die Kartoffelfäule auslöst und dadurch auch eine große Hungersnot in Irland im 19. Jahrhundert hervorgerufen hat.

Weitere Informationen zu einzelnen Neomyceten-Arten finden sie  hier