Der Rundweg ist rund 5,5 km lang. Die Wege sind asphaltiert und eben. Die Tour ist auch mit Rollstuhl und Kinderwagen möglich. Sie lässt sich nach Norden verlängern mit dem Besuch des Bruchwaldes und des Weingartener Moors. Für Vogelbeobachtungen auf dem Pfinzentlastungskanal empfiehlt sich ein Fernglas.
Wir beginnen dort, wo der Pfinzentlastungskanal die Weingartener Straße unterquert. Der Weg verläuft am Ostufer des Kanals. Rechter Hand liegt eine Streuobstwiese. Die Obstbäume blühen im April/ Mai. Der Weg führt fast einen Kilometer am Kanal entlang.
Im Frühjahr lockern Blütentupfen das eintönige Uferbild etwas auf, im Sommer wird diese Vegetation stellenweise flächig von der Goldrute überwachsen. Das ganze Jahr über lassen sich Wasservögel auf dem Wasser beobachten.
Der Bau des Pfinzentlastungskanal wurde 1936 im Rahmen der Pfinz-Saalbach-Korrektion begonnen um bei Hochwasser das Wasser der Pfinz möglichst schnell in den Rhein ableiten zu können. Deshalb wurde er geradlinig, mit gleichförmigen trapezförmigen Ufern ausgebildet, ein rein technisches Bauwerk. Beendet wurde der Kanal erst nach dem 2. Weltkrieg.
Auf dem träge dahinfließenden Wasser lassen sich vereinzelt Vögel beobachten. Da die Vögel hier wenig Deckung haben, sollten Sie nicht an das Ufer herantreten. Meist lassen sich Stockenten sehen, gelegentlich auch Blässhühner, Teichrallen oder andere Entenarten und ein auffallend kleinen Wasservogel, der Zwergtaucher. Er ist scheuer als die meisten anderen Arten. Wer langsam mit dem Fahrrad vorbeifährt, kann ihn meist gut beobachten, sobald man stehenbleibt, taucht er ab versucht aus dem Blickfeld zu gelangen. Mit dem Fernglas kann man ihn auch aus der Ferne in Ruhe beobachten. Es ist hoffentlich überflüssig zu erwähnen, dass auch die weniger scheuen Vögel nicht gefüttert werden sollen
Der Weg wechselt bald (nach ca. 300 m) auf das linke Ufer und nach weiteren 300 m unterquert er die Bahnbrücke und stößt nach 100 m auf den vielbefahrenen Herdweg.
Kurz bevor man die Straße erreicht, liegt links der Beungraben, ein Entwässerungsgraben, der bereits eine längere Strecke verdolt zwischen Straße und Pfinzentlastungskanal entlangläuft und hier zu Tage tritt. Im zeitigen Frühjahr sieht man nur das alte braune Röhricht, im Juni sind dann schon die neuen Triebe hochgeschossen. Im Juli/ August haben sich die Blütenstände des Rohrkolbens entwickelt und der Graben wird von einem Goldrutenbestand eingerahmt.
Wechseln Sie die vielbefahrene Straße an der Ampel. Nun führt der Fuß- und Radweg leider rund 800 m direkt an der Straße entlang. Dann wechseln Sie wieder die Straße (Vorsicht, keine Ampel, Fahrzeuge haben hohe Geschwindigkeit). Verlief der Weg bisher nur am Rand des Schutzgebietes entlang, führt er im weiteren Verlauf immer weiter in das Landschaftsschutzgebiet "Gießbachniederung-Im Brühl" hinein. Es geht wieder über den Beungraben und wir werfen einen letzten Blick zum Pfinzentlastungskanal, bevor uns der Weg in die Felder führt.
Dieser Teil des Schutzgebietes ist eine weite offene Feldflur, durchzogen von einer Reihe von Entwässerungsgräben. Es gibt eine recht präzise Karte von 1794, die uns zeigt, wie die Landschaft vor über 200 Jahren ausgesehen hat. Beim Vergleich mit einer aktuellen Karte, kann man sich am Gießbach orientieren, der heute noch den nahezu identischen Lauf wie damals hat. Wir stehen im Gewann "An der Geroldshecken". Das Gebiet westlich des Gießbachs, bis hinauf zum "Gewann Lochwiesen" bestand aus Wiesenflächen, auf denen vermutlich Heu gewonnen wurde. Die historische Karte mit dem heutigen Verlauf von BAB5 (rot) und B3 (gelb) erleichtert den Vergleich. Ihr Standort ist als blauer Punkt gekennzeichnet
Entlang des Weges zieht sich ein mit Schilf bewachsener Graben, der später den Weg verlässt und mitten in das Gebiet führt. Solche Gräben sind heute typisch und die Stadtkarte zeigt, dass sie das gesamte Gebiet westlich des Gießbaches durchziehen. Sie dienen dazu, diesen grundwassernahen Landstrich zu entwässern und sind aus ökologischer Sicht wertvolle Strukturelemente.
Wässerwiesen
Es gab auch Zeiten, in denen die Wiesen mit Pfinzwasser bewässert wurden. Das Wasser der Pfinz führte reichlich Nährstoffe mit sich, aus der Erosion des fruchtbaren Kraichgau-Lössbodens, ebenso wie aus den Haushalten die Fäkalien. Auf diese Weise konnte man die Wiesen düngen. Dazu bedurfte es eines ausgeklügelten Bewässerungssystems.
Im Prinzip muss nur ein Bach aufgestaut werden bis das Wasser über die Ufer tritt und die angrenzenden Wiesen düngt. Allerdings muss das Wasser auch abfließen können, die Entwässerung ist also untrennbar mit der Bewässerung verbunden. Um gezielt einzelne Wiesenbereiche behandeln zu können sind Wehre erforderlich um einen bestimmten Abschnitt des zuführenden Gewässers aufstauen und bestimmte Wiesen überschwemmen zu können, ebenso wie Stichgräben, die eben diese Flächen wieder entwässern.
Aus technischen Gründen war die Wiesenwässerung in Grötzingen erst ab 1876 möglich „nachdem das rechtsseitige Wiesengelände der Pfinz durch Tieferlegung der Gießbach, des Beun-, Bruch- und Weidgrabens abflussfähiger gemacht worden war (aus Mössinger 1965- Grötzingen).“ Noch 1950 wurden sieben Flächen auf der Grötzinger Gemarkung bewässert. Das Pfinzwasser wurde über den Gießbach in die Wiesen zu beiden Seiten geleitet. Abgeführt wurde es östlich des Gießbaches vor allem über den Hauptgraben und westlich über den Beungraben, der damals noch einen anderen Verlauf hatte.
Wo sich der Weg gabelt, fahren Sie nach rechts und überqueren die Bahnlinie. 100 m weiter erreicht die Straße den Gießbach.
Ein Vergleich der historischen mit der aktuellen Karte zeigt, dass der Verlauf des Gießbaches in den letzten 200 Jahren nicht verändert wurde. Nebenbei bemerkt man den hohen Grad der Vermessungsgenauigkeit der damals schon bestand. Der Beungraben wurde beim Autobahnbau zerschnitten. Der diesseitige historische Verlauf deckt sich exakt mit dem heutigen Verlauf des Waldrandes. Gießbach und Beungraben hießen damals Gies Graben und Beindgraben. Wie auch heute, dienten sie der Entwässerung des Gebietes. Ob es vor 200 Jahren weitere Entwässerungsgräben gab ist uns nicht bekannt, zumindest sind in der historischen Karte keine verzeichnet.
Wenn Sie über die kleine Sandsteinbrücke gehen, stehen Sie an den Bennenwiesen, die bereits vor 200 Jahren als Wiesenfläche dargestellt wurden. Das Gebiet nördlich davon, zwischen Gießbach und dem Waldrand ist heute Ackerland. Damals war es Grünland, es wurde als Weidefläche für das Grötzinger Vieh genutzt. Der Gewannname Kuhweide zeugt noch davon, in der historischen Karte ist auch eine Schweinweid und Gänsweid verzeichnet (letztere deckt sich mit dem Gebiet des heutigen Westteils des Baggersees).
An der Brücke können Sie sich entscheiden, ob Sie auf die Route Richtung Bruchwald und Weingartener Moor wechseln wollen.Grötzinger Bruchwald
Auf der Bruchwaldstraße erreicht man nach etwa 400 m eine Stelle an der auf beiden Seiten Gebäude stehen. Gleich danach (direkt bevor die Straße den Gießbach überquert) führt unser Weg nach rechts und in die Landschaft hinaus.
Hier liegen vor allem Äcker, aber auch Wiesen, vereinzelt eingestreut Gärten und Obstwiesen. Nach ein paar Minuten erreicht man ein Ökologisches Versuchsfeld des Landwirschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg auf der rechten Seite. Dazu gehört auch, direkt am Weg, das sogenannte Insektenparadies, ein Geviert dicht mit Wild- und Gartenkräutern bestanden.
Ein paar hundert Meter weiter säumen den Weg einige kleinere Streuobstbestände
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Straba Linie 1 bis Endstation Durlach-Turmberg. Von dort zu Fuß über die Weingartener Straße ca. 1,5 km
Oder Linien S4 und S5 bis Haltestelle Hubstraße. Weiter zu Fuß ca. 1 km. Beide Male mit Kindern schwierig, da tw. schmaler Gehsteig an vielbefahrener Straße
Ein Einstieg in die Route ist auch bei Punkt 5 möglich, mit dem Bus Linie 21 bis Grötzingen Nord, dann etwa 1 km zu Fuß.
Fahrrad: Die Wege sind asphaltiert Rollstuhl, Kinderwagen: Gute Voraussetzungen, eben, asphaltierte Wege. Entlang des Herdweges, ist der Weg tw. schmal für die gemeinsame Benutzung mit Radlern.