Nördlicher Hardtwald

Der Hardtwald nördlich von Karlsruhe ist ein zusammenhängendes Waldgebiet, das sich auf einer Länge von 16 Kilometern und einer Breite von 2,5 bis fünf Kilometern zwischen der Gemeinde Graben-Neudorf und dem Karlsruher Schloss erstreckt. Als Grünzäsur, die mit dem Schlossgarten als Verlängerung bis in die Innenstadt reicht, ist der Hardtwald für Karlsruhe von ganz besonderer Bedeutung als

  • beliebtes Naherholungsgebiet,

  • Frischluftschneise, die kühle Luftmassen in die Stadt führt, die   besonders in schwülen Sommernächten das Klima verbessern;

  • wichtiges Wassergewinnungsgebiet;

  • bedeutender Lebens- und Rückzugsraum für gefährdete Pflanzen und Tiere, weshalb er auch ein europäisches Schutzgebiet ist. 

Der Hardtwald nimmt große Teile der Hardtebene ein. Dieser Landschaftsraum ist gekennzeichnet durch seine trockenen, sandig-kiesigen Böden und Flugsanddünen.

Mehr:  Entstehung der Landschaftsräume 

Mehr:  Strukturen und Biotope der Hardtebene

Die Route führt über befestigte Wege, von denen mehr als zwei Drittel asphaltiert sind. Außer an der Brücke über den Adenauerring gibt keine nennenswerten Steigungen.

1 - Schlossplatz und Schlossgarten

Im Jahr der Stadtgründung 1715 begann auch der Bau des Barockschlosses als Residenz des Markgrafen Karl-Wilhelm von Baden-Durlach. Der Schlossplatz diente dem Stadtgründer ursprünglich als botanischer Garten und war im regelmäßigen französischen Barockstil gestaltet. Er änderte immer wieder Funktion und Aussehen. Die letzten bedeutenden Umgestaltungen fanden bis 2013 statt. Mehr

Wir fahren durch das Tor im rechten Schlossflügel und gelangen in den Schlossgarten

Ab 1731 wurde der Schlossgarten dann hinter dem Schloss errichtet, ebenfalls im Barockstil. Die umfangreichsten Änderungen der Gesamtanlage fielen in die Regierungszeit Karl Friedrichs, des Enkels des Schlossgründers, an dessen Denkmal die Tour begann. Die teilweise aus Holz erbauten Bereiche wurden durch Steinbauten ersetzt. Der Schlossgarten wurde ab 1787 zum englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Die letzten umfangreicheren Veränderungen fanden zur Bundesgartenschau 1967 statt.

2 - Alteichen und Heldbock

Im Schlossgarten stehen zahlreiche alte Bäume, vor allem alte Eichen. Diese haben eine besondere Bedeutung für den Heldbock, einer der größten einheimischen Käfer. Er legt seine Eier nur an einheimische Eichen ab, vor allem an gut besonnte Stammabschnitte oder dicke Äste. Er bevorzugt alte kränkelnde und geschwächte Bäume. Der lockere Alteichenbestand im Schlosspark bietet ideale Voraussetzungen für den Heldbock. Die Art ist heute vom Aussterben bedroht und es gibt in Deutschland nur noch wenige größere Bestände wie etwa um Karlsruhe. Die Larve frisst drei bis fünf Jahre lang unter der Rinde und im Holz des Baumes, bevor sie sich verpuppt und im folgenden Jahr als Käfer schlüpft. Da er erst ab der Dämmerung aktiv ist, wird  man ihn kaum einmal zu Gesicht bekommen, ebenso wenig die Fraßgänge der Larve unter der Rinde. Die zeigen wir Ihnen  beim nächsten Halt.

Fahren Sie beim Schlossturm nach rechts und dann nach links auf dem Hauptweg bis Sie den See erreichen. Dort führt ein Nebenweg nach rechts.  

Nach wenigen Metern erreichen Sie eine alte Eiche, deren Rinde im unteren Stammabschnitt abgeplatzt ist und den Blick auf ein Relief freigibt, das die Heldbocklarve geschaffen hat.

Der Weg führt nach links.

Nach wenigen Metern sehen Sie auf der rechten Seite die Überreste eines alten Eichenstammes liegen: Weil der Bestand des Heldbocks hochgradig gefährdet ist, ist die Art streng geschützt und man versucht die alten Eichen so lange wie möglich zu halten. Im viel besuchten Schlosspark ist es aus Sicherheitsgründen gelegentlich unvermeidlich, dicke Äste zu entfernen oder auch einen Baum zu fällen in dem der Heldbock lebt. Diese werden dann an einem Baum gelagert, der vom Heldbock bewohnt ist, damit die Larven ihre Entwicklung noch abschließen können und der geschlüpfte Käfer einen neuen Wohnbaum vorfindet. Der ist nämlich ein schlechter Flieger und kommt in der Regel nicht weit.

Sie wissen nun schon so viel über den Heldbock, dass Sie die nächsten Informationen nicht verwundern werden. Nach wenigen Metern öffnet sich links eine Lichtung. Dort wurde ein gefällter Eichenstamm aufrecht an eine andere Eiche gebunden. So kann der tote Stamm auch noch für anderen Insekten von Nutzen sein, die in abgestorbenem Holz leben oder auch für Zwergfledermäuse, die in den Heldbockgängen nächtigen.

Der Weg führt durch das nördliche Tor in den Hardtwald

Auch historisch gesehen stehen der Hardtwald und die Stadt Karlsruhe in enger Beziehung. Die Jagdleidenschaft des Markgrafen Karl Wilhelm war sicherlich  nicht unbeteiligt bei seinem Entschluss, südlich des beliebten Jagdreviers im Wald ein Schloss zu errichten und die Stadt Karlsruhe zu gründen. Besonders markant ist das vom Schloss ausgehende strahlenförmige Wegesystem aus der damaligen Zeit, das den Wald erschließt. Sie befinden sich jetzt auf dem mittleren Strahl, der heute Linkenheimer Allee heißt.

Sie treffen dort auf einige Skulpturen und Waldfenster die Themen des Waldes erläutern. Vom Weg aus sehen wir die typischen Baumarten des Hardtwaldes. Der ursprüngliche, noch wenig vom Menschen veränderte Hardtwald bestand vorwiegend aus Eichen und Buchen. Alteichenbestände sind im Hardtwald noch an einigen Stellen vorhanden. Alte Buchen sind hingegen selten. Dafür hat sich die Kiefer in den letzten Jahrhunderten zur häufigsten Baumart entwickelt.Das könnte sich in den nächsten Jahrzehnten ändern. Das trockene Jahr 2018 etwa hat viele Kiefern so stark geschädigt, das sie gefällt werden mussten.

Über die Brücke queren Sie den Adenauerring und fahren ein paar hundert Meter weiter bis zur Kreuzung mit dem Kanalweg. Dort halbrechts in den Weg Richtung KIT-Campus Nord einbiegen. Es ist der Karl-Knierer Weg (an der Stelle aber nicht namentlich ausgeschildert). Links liegt das Waldzentrum, der Sitz des Forstamtes und der Waldpädagogik Karlsruhe.

3 - Waldpädagogik - Rätselwald

Die Waldpädagogik gibt es seit 1996. Sie wird getragen von den Forstämtern der Stadt und des Landkreises Karlsruhe, der Forstverwaltung Baden-Württemberg und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Sie bietet jedes Jahr ein umfangreiches Programm für Kindergärten, Schulklassen, Jugendgruppen und Familien an, sowie Fortbildungen für Pädagoginnen und Pädagogen an. Mehr

Wenn Sie mit Kindern unterwegs sind, besuchen Sie einmal den Rätselwald, links vom Weg. Dazu schreibt die Waldpädagogik: „Er kann jederzeit ohne Anmeldung kostenlos besucht werden. Es handelt sich hierbei um einen etwa 400 Meter langen Waldweg, der mit Kinderwagen oder Rollstuhl befahren werden kann. Am Eingang befindet sich ein Schuhregal, in das man sein Schuhwerk stellen kann, wenn man den Parcours barfuß begehen möchte. Wenn der Weg breit genug ist, haben wir auch unterschiedliche Substrate aufgebracht. Ansonsten führt der Weg über den  natürlichen Waldboden. Fünfzehn interaktive Stationen laden dazu ein, mehr über den Wald als Wirtschaft- Lebens- und Erholungsraum zu erfahren.“ 

Rund 400 Metern nach der Kreuzung steht links eine alte Eiche.

4 - Huteeiche

Diese knorrige über 200 Jahre alte Eiche besitzt einen ausladenden Wuchs mit tief ansetzenden Seitenästen (noch deutlicher wird das auf einem Foto aus dem Jahr 2000. Damals hatte die Eiche noch zwei tief ansetzende und sehr dicke Seitenäste, die inzwischen abgebrochen sind). Das ist typisch für frei stehende Eichen (Bäume im Waldverband wachsen mehr in die Höhe) und ist ein Hinweis darauf, dass früher der Wald viel lichter war als heute. Er wurde von den angrenzenden Dörfern als Weide für Rindvieh und Schweine (besonders Eichelmast) benutzt. Das Weidevieh knabberte an Trieben und Blättern der Schösslinge, so dass nur wenige zu größeren Bäumen heranwachsen konnten. Diese Waldweide nennt man Hute, den sehr lichten Wald Hutewald. Bereits im 15. Jahrhundert wurde die erste Waldordnung erlassen, die vor allem das Nachpflanzen von Eichen und die Schonung junger Eichenbestände regelte. Die Viehwirtschaft war auch in anderer Hinsicht problematisch. Das Waldlaub wurde als Einstreu  im Stall verwendet, es konnte sich kein Humus bilden und der Boden verarmte. Neben der Entnahme von Bau- und Brennholz, Stallstreu und der Weidenutzung  wurde im Wald noch Holzkohle, Rinde zum Gerben und Harz gewonnen. Die Waldordnung hatte das Ziel, eine kontrollierte Bewirtschaftung zu ermöglichen und den Wald vor Raubbau zu schützen. Mehr

Geradeaus auf dem Karl Knierer Weg weiter, circa einen Kilometer,  dann an Kreuzung nach links abbiegen (nicht ausgeschildert, aber an der Kreuzung steht ein markanter Baumstumpf, siehe Foto)

Nach 500 Meter erreichen Sie die Grabener Allee, dort nach rechts (Norden). Nach circa 1 Kilometer liegt links das Wasserwerk.

5 - Wasserwerk

Das Wasserwerk wurde im Jahr 1965 in Betrieb genommen. Es versorgt Karlsruhe mit rund neun Millionen Kubikmeter Trinkwasser jährlich. Die Wasserstände der letzten 25 Jahre schwanken um zwei bis drei Meter. Sie sind abhängig von den Niederschlägen und werden auch von der Förderung des Wasserwerks beeinflusst.

Wenn Sie die Straße überquert haben führt der Weg an einer Brunnenlinie des Wasserwerkes entlang. Circa alle 200 Meter steht rechts ein Brunnenhaus.

Nach dem 2. Brunnenhaus öffnet sich links eine ausgedehnte Blöße mit Jungwuchs, ein ehemaliger Kahlschlag mit anschließender Aufforstung. Blößen und sehr lückige Baumbestände haben im Hardtwald eine besondere Bedeutung, dazu mehr unter Punkt 9.

Vor dem 3. Brunnenhaus steht eine mächtige Buche. Achten Sie ab dort auf das Gelände rechts. Neben einem schönen Baumbestand aus Buchen, Eichen und Kiefern, bemerken sie dort sanfte Bodenwellen. Es handelt sich um eine Düne. Besonders gut kann man die Bodenwellen rund 150 Meter nach dem 5. und letzten Brunnenhaus (Es trägt die Nummer N7) erkennen. Dort kreuzt ein Weg (bei einer Bank). Wenn Sie nach rechts in den Weg schauen, erkennen Sie mehrere  Dünenkämme und Bodenwellen.

6 - Dünen

Während der letzten Eiszeit war der Boden seiner schützenden Pflanzendecke beraubt. Der Wind konnte ungehindert angreifen, die leichteren Bodenbestandteile mit sich führen und an Hindernissen absetzen. Gegen Ende der Eiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, bildeten sich in der Rheinebene zwischen Darmstadt und Rastatt große Dünenzüge, von denen heute nur noch wenige vorhanden sind. Im Hardtwald lassen sich die Dünen an den Bodenwellen auf Wegen erkennen, zum Beispiel auf der Grabener Allee in Höhe des letzten Brunnens.  Mehr

Weiter auf der Grabener Allee erreichen Sie den Pfinzentlastungskanal. Wer sich auf der Brücke einen Überblick verschaffen will, kann auch nach Wasservögeln Ausschau halten. Manchmal entdeckt man einen Graureiher, eine Stockente, einen Zwergtaucher oder eine Teichralle

7 - Pfinzentlastungskanal

Der Pfinzentlastungskanal wurde in den 1930er Jahren errichtet, um die Hochwasser der Pfinz abzuleiten. Er ist ein gutes Beispiel für die ausschließlich ingenieurtechnisch orientierte Bauweise dieser Zeit. Der geradlinige Verlauf, der gleichförmige Querschnitt und die befestigten Ufer entsprechen nicht  dem heutigen Leitbild eines naturnahen Wasserbaus.

Bis zum Standort verläuft der Pfinzentlastungkanal auf der ehemaligen Trasse des Hirschkanals, der hier nach Norden abbiegt. Der Hirschkanal erinnert an eine weitere Nutzung, die Jagd. Der jagdbegeisterte Markgraf ließ den Hardtwald vom Schloss bis nach Graben als Jagdrevier anlegen. Der Gewannname "Wildpark" weist noch darauf hin. Die herrschaftliche Jagd ist ein Punkt der die historische Entwicklung des Hardtwaldes maßgeblich beeinflusst hat. Beispielsweise wurde 1818  der Wildpark eingezäunt. Das Wild hatte auf den angrenzenden Feldern immer häufiger für Flurschäden gesorgt. Gleichzeitig wurde der Hirschkanal als Tränke für das Wild im ansonsten wasserlosen Hardtwald errichtet. Im Hardtwald erinnern auch Gewannnamen (Dickes Jagen, Ochsenbrunnenjagen) und Gedenksteine an die frühere Jagd des Adels (siehe Abstecher unten).

Bleiben Sie diesseits des Kanals und fahren nach Westen.

Hinweis: Wenn Sie die gegenüberliegende Uferlinie im Auge behalten, werden sie nach ungefähr 400  Metern eine deutliche Bodenwelle (Höhe 3-4 m ) erkennen. Es ist eine Flugsanddüne, die beim Bau des Kanals angeschnitten wurde. Sie setzt sich auf unserer Uferseite allerdings nicht  fort, da der Sand dort abgebaut wurde. Wegen des diesseitigen Uferbewuchses ist die Düne leicht zu übersehen   

Abstecher: Einige hundert Meter weiter erreicht man eine Fußgängerbrücke (an Stelle einer historischen Jagdbrücke). Überquert man die Brücke gelangt man nach rund 300 Metern an eine Schutzhütte. Dahinter steht ein 2,5 Meter hoher Gedenkstein (zur Erinnerung an Großherzog Karl-Friedrich) der einen Ahornstamm darstellt. Biegt man vom Kanal rechts ab auf den Karl-Knierer-Weg, stößt man bald auf einen zwei Meter  hoher Felsenfindling. Der Prinz-Ludwig-Gedenkstein, erinnert ebenfalls an die frühere Jagd des Herrscherhauses.

Auf dem Uferweg weiter kreuzt nach 500 Metern die Friedrichstaler Allee. Dort geht es nach Süden (Richtung Karlsruhe). Nach etwas über einem Kilometer überqueren sie wieder die L604. Nach ein paar hundert Metern steht auf der rechten Seite eine Tafel zum Thema Habitatbaumgruppen.

8 - Habitatbaumgruppen

Um die biologische Vielfalt zu fördern hat das Land Baden-Württemberg für die landeseigenen Wälder das Alt- und Totholzkonzept entwickelt, das von der Stadt Karlsruhe auch in ihren Wälder angewendet wird. Es sieht unter anderem vor, in Waldbeständen Baumgruppen auszuwählen, die bis zu ihrem natürlichen Absterben im Wald bleiben und sich dort zersetzen. Dadurch wird langfristig gesichert, dass ökologisch besonders bedeutsame Strukturen, wie Höhlen, absterbende und tote Äste und Stämme vorhanden sind. Näheres zu diesen Habitatbaumgruppen, die mit wellenförmigen Zeichen markiert sind, erläutert die Tafel.

Gut 600 Meter weiter fahren Sie nach links in Richtung "KA-Waldstadt, Schneidemühler Straße". Nach 500 Metern erreichen Sie die  Stutenseer Allee und biegen nach rechts in Richtung Karlsruhe ab.

9 - Schlagfläche, Blöße

Rechts liegt eine größere Schlagfläche, der Einschlag erfolgte 2016.  Der Bestand wurde sehr stark ausgelichtet. Solchen lockeren Beständen oder auch Kahlschlägen kommt im Hardtwald eine besondere Bedeutung zu. In warmen Lagen, wie der Rheinebene, leben Vogelarten, die solche Blößen bevorzugt nutzen bzw. auf sie angewiesen sind, zum Beispiel der Ziegenmelker und die Heidelerche. Beide sind in Europa gefährdete Vogelarten. Für sie, wie für andere im Hardtwald lebende Vogelarten, müssen spezielle Schutzgebiete ausgewiesen werden. Deshalb ist der Hardtwald ein europäisches Vogelschutzgebiet.

10 - Alteichenbestand

Nach etwa 300 Metern beginnt auf der rechten Seite ein Waldstück mit alten Eichen.

Diese Eichen zählen zu den ältesten im Hardtwald. Teile ihrer Kronen sind bereits abgestorben. Der hohe Anteil an Totholz, sei es am Baum oder auf dem Boden, macht den Wald für den Naturschutz besonders bedeutsam.

Der Weg führt weiter auf der Stutenseer Allee bis nach 500 Metern der Kanalweg kreuzt. Dort nach rechts gelangt man wieder zur Linkeneimer Allee.

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Anfahrt

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Buslinie 21 bis zur Haltestelle Emil Arheidt-Halle

Fahrrad: Über Straßen und Radwege gut zu erreichen